Teil 1
Im Rahmen des Deutschunterrichts haben wir mehrere Wochen die Geschichte der deutschen Sprache erarbeitet. Ich werde das Gelernte möglichst prägnant rekapitulieren und in dem zweiten Teil werde ich mich auf eine andere Sprache, die aus einem anderen Zweig der Indoeuropäischen Sprachen stamm, vorstellen.
Die deutsche Sprache gehört zu der Familie der indoeuropäischen Sprachen, die sich vor mehreren Tausend Jahren in verschiedene Zweige aufspaltete. Innerhalb dieser Familie entwickelte sich das Germanische, aus welchem wiederum das Deutsche entwickelte. Innerhalb der Indoeuropäischen Sprachfamilie unterscheidet man zwischen Kentum-Sprachen, zu welchen beispielsweise Sprachen wie: Italienisch, Germanisch und Griechisch gehören, und Satem-Sprachen, zu diesen gehören die Balto-slawische Sprachen, Albanisch und Indo-iranisch.
Mit der Frage, wie wann und wo die Indoeuropäische Sprache genau entstand, ist, ist schon seit 200 Jahren Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Es gibt Mythen und Theorien. Doch eine Studie hat gezeigt, dass die Ursprünge der Proto-Indoeuropäischen Sprache in Kaukasus zu verorten sind. Von Kaukasus aus, wanderten die Proto-Indoeuropäer über die Ukraine in Europa ein.
Spätestens ab 500 v. chr. Begann Germanische sich von anderen Indoeuropäischen Sprachen abzuheben. Wichtige Merkmale dieser Entwicklung waren die Festlegung des freien Wortakzents auf den Wortanfang und die erste Lautverschiebung. Doch die wichtigste Veränderung ist der Abbau der Dual-Bildung, der Verbformen und des Kasus-system.
Die Germanen waren jedoch nie eine einheitliche Gruppe, sondern bestanden aus verschiedenen Stämmen, die sich ständig neuformierten. Die germanischen Sprachen werden in 3 Hauptgruppen unterteilt: Nordgermanisch (z. B. Schwedisch, Dänisch, Isländisch), Westgermanisch (z. B. Deutsch, Englisch, Niederländisch) und Ostgermanisch (z. B. Gotisch, heute ausgestorben).
Das Deutsche entwickelte sich aus den westgermanischen Dialekten und erlangte mit der Christianisierung im Mittelalter eine schriftliche Form. Latein hatte dabei einen grossen Einfluss, sowohl auf den Wortschatz als auch auf die Schriftkultur. Die Dialekte des Deutschen lassen sich in Niederdeutsch (nördlich der Benrather Linie) und Hochdeutsch (Mittel- und Süddeutschland) unterteilen. Die neuhochdeutsche Schriftsprache entwickelte sich im Spätmittelalter aus Schreibdialekten, besonders aus der donauländischen Schreibsprache unter Kaiser Friedrich III. und Maximilian I. Martin Luthers Bibelübersetzung beschleunigte diesen Prozess, da sie eine einheitliche Sprachbasis schuf. Während Dialekte sich weiter differenzierten, näherten sich Schreibformen an, um eine allgemein verständliche Schriftsprache zu schaffen. Ab dem 16. Jahrhundert übernahmen die Niederdeutschen das Hochdeutsche als Schriftsprache.
Die zweite Lautverschiebung (ca. 600–800 n. Chr.) unterschied das Hochdeutsche von anderen germanischen Sprachen. Zudem schwächten sich unbetonte Silben ab, wodurch viele grammatische Endungen verschwanden. Dies markiert den Übergang vom Althochdeutschen (750–1050) zum Mittelhochdeutschen (1050–1350)
Zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert veränderten sich vor allem die Vokale. Die Diphthongierung wandelte lange Vokale um (mhd. „hûs“ → nhd. „Haus“), während die Monophthongierung Doppelvokale vereinfachte (mhd. „guote“ → nhd. „gute“). Zudem führte die Vokaldehnung dazu, dass kurze Vokale in offenen Silben verlängert wurden („nemen“ → „nehmen“). Diese Entwicklungen prägten das Frühneuhochdeutsche und bereiteten die Grundlage für die heutige Standardsprache.
Teil 2
Wie bereits im ersten Teil erwähnt wurde, stammen viele Sprachen aus einer indoeuropäischen Sprache. In diesem Teil werde ich prägnant die Geschichte einer der Satem-Sprachen vorstellen, die ukrainische Sprache (українська мова, ukrajinska mowa).
Heute kennt man den Ursprung der modernen ukrainischen Literatursprache. Die Literatursprache wurde von den bekannten ukrainischen Schriftstellern geschaffen. Sie begannen ihre Werke in der Volkssprache zu schreiben, basierend auf den ukrainischen Dialekten des mittleren Dnipro. Bevor es diese Schriftsteller gab, gab es in der Ukraine 2 Literatursprachen: die Kirchenslawische, welche von den Bulgarischen entlehnt wurde und die altukrainische Schrift und Literatursprache (13. Bis 18 Jahrhundert)
Bis zum 6. Jahrhundert war der grösste Teil des Gebiets der heutigen Ukraine und Polen von den frühslawischen (auch protoslawischen) Stämmen bewohnt. Diese hatten eine mehr oder weniger homogene materielle und geistige Kultur und sprachen eng verwandte Dialekte mit vielen gemeinsamen Merkmalen, die als „Protoslawische Sprache“ bezeichnet wird.
Ab dem ersten und zweiten Jahrhundert begann sich diese protoslawische Sprachgemeinschaft aufzulösen und verschwand schliesslich in der Mitte des 6. Jahrhunderts. Seither haben sich eigenständige slawische Ethnien entwickelt. Zur gleichen Zeit verfiel das mächtige Weströmische Reich, und in verschiedenen Regionen des Reiches begannen sich eigenständige europäische Nationen zu bilden (Franzosen, Spanier, Deutsche …). Somit begann die Geschichte der Ukrainer als eigenständige ethnische Gruppe und die ihrer Sprache gleichzeitig mit der Bildung anderer europäischer Ethnien und Sprachen.
Auf dem Gebiet der alten slawischen Urheimat, von der Weichsel (Polen) bis zum mittleren Dnipro, bildeten sich nach dem Zerfall zunächst zwei Gruppen: die nördlichen (Sławyny) und die südlichen (Anti). Diese Gruppen wurden allmählich zu territorialen und politischen Einheiten, die bestimmte ethnische und dialektale Merkmale aufwiesen. Nach dem Erreichen einer Stabilität entstand in 9 Jahrhundert ostslawische Staat «Rus», die später in 19 Jahrhundert als «Kiewer Rus» bezeichnet wurde. Dieser Staat war ein Gemisch aus verschiedenen slawischen und nichtslawischen Nationen.
Die Entstehung separater ostslawischer Nationalitäten erfolgte durch die Zusammenführung mehrerer benachbarter und eng verwandter Gruppen ostslawischer Territorial- und Stammesverbände zu kulturellen und ethnographischen Gruppen. Aus diesen entwickelte sich später eine weitere Zusammenführung, aus der die ukrainischen, weissrussischen und russischen Nationalitäten entwickelten. Dieser Prozess begann ungefähr im 6. bis 7. Jahrhundert.
Die Herausbildung der besonderen phonetischen, grammatikalischen und lexikalischen Merkmale der ukrainischen Sprache hat lange gedauert. Einige Merkmale erschienen in den alten ostslawischen Stämmen, andere wurden nach dem Zusammenbruch der Protoslawischen gebildet (6-9 Jahrhundert), wieder andere in der Ära der Kiewer Rus und bedeutender Teil in 11 bis 12 Jahrhundert.
Die ältesten Merkmale der ukrainischen Sprache wurden von der protoslawischen Sprache übernommen. Wie beispielsweise Endungen у (u) im Genitiv Singular der männlichen Substantive, -ові(ovi), -єві(evi) im Dativ derselben Substantive.
Die ukrainische Sprache hat von der protoslawischen Sprache einen grossen lexikalischen Bestand an Wörtern geerbt, die mit der Natur, der Umwelt, dem Alltagsleben, verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens und der menschlichen Tätigkeit sowie der materiellen und geistigen Kultur zusammenhängen.
Charakteristische Merkmale, die die Besonderheit der ukrainischen Sprache ausmachen entstand nach dem Zerfall der Protoslawischen, aber Ort, Zeit und Reihenfolge der Prozesse sind schwer zu bestimmen. Die wichtigsten schriftlichen Quellen aus den 10 Jahrhundert und hälfte der 11 Jahrhundert sind verloren gegangen. In den Denkmälern aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts sind bereits viele ukrainische Dialektmerkmale bezeugt: (insbesondere der Übergang von explosivem g zu frikativem h (hолова, ноhа, hородити-holova, noha, horodyta).
Die Verschmelzung der Vokale ы und і zu einem spezifisch ukrainischen Laut и.
Aus all dem folgt die allgemeine Schlussfolgerung. Die Bildung der ukrainischen Sprache sowie anderer ostslawischer Sprachen begann in der Proto-slawische Periode und dauerte mehrere Jahrhunderte, aber der Prozess war nicht synchron. Am frühesten begann der Prozess mit der ukrainischen Sprache, weil fast das gesamte Gebiet der Heutigen Ukraine Teil der slawischen Urheimat war, während andere ostslawische Regionen noch von nicht-slawischen Stämmen wie die Balten und Finno-ungaren bewohnt war.
Die Ukrainische Sprache übernahm einen bedeutenden Teil des proto-slawischen Spracherbes, der sich in anderen Sprachen in geringerem Masse widerspiegelt oder verschwunden ist. im Laufe des 6 bis 9 Jahrhunderts entstanden in den proto-ukrainischen Dialekten viele weitere spezifisch ukrainische oder ukrainisch-belarussische Dialekte und weniger ukrainisch-russische Dialektmerkmale, von denen einige von anderen Sprachen beeinflusst wurden.